Mit dreißig Paketen türkischem Kaffee im Gepäck über die Grenze nach Georgien

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Noch 1600 Kilometer bis nach Georgien

Am 05.06.2022 endet unser 90-Tage-Visum für die Türkei. Bis dahin müssen wir es also zur Grenze geschafft haben. Wir wollen allerdings nicht auf direktem Wege vom Aladağlar Nationalpark nach Georgien fahren, sondern noch ein bisschen den Osten der Türkei erkunden. Das sind noch so schlappe 1600 Kilometer, die Harrie in maximal zwei Wochen zu bewältigen hat. Ein ganz kleines bisschen machen wir uns Sorgen, dass es knapp werden könnte, denn seit wir in Aladağlar losgefahren sind, hören wir ein mysteriöses Heulen sobald wir etwas schneller fahren. Hendriks Vermutung: Das Mittellager oder Radlager könnten der Übeltäter sein. Da wir allerdings keine Lust haben, in der Türkei nochmal in die Werkstatt zu fahren, lassen wir es drauf ankommen und fahren einfach mal weiter. 

Baklava in Gaziantep

Als erstes geht es nach Gaziantep. Dort gibt es einen Stellplatz, an dem man drei Tagen kostenlos stehen darf, inklusive Benutzung der Waschmaschine und Trockner (!) sowie warme Duschen und Toiletten! Wir bleiben eine Nacht und erkunden dann Gaziantep, dass unter anderem für Pistazien und Baklava bekannt ist. Tatsächlich essen wir dort das beste Baklava in der Türkei.

Versunkene Stadt am Euphrat

Noch am selben Abend kommen wir am Fluss Euphrat an und treffen dort auf einen sehr netten älteren Mann, der uns auf ein Bierchen einlädt und mit dem wir den Rest des Abends verbringen. Er erzählt uns, dass er 300 Pistazienbäume besitzt und lässt uns frische Pistazien seiner letzten Ernte probieren. Diese schmecken fantastisch und irgendwie viel intensiver als das was man bei uns so im Supermarkt bekommt.

Sonnenuntergang am Fluss Euphrat
Überall sind Pistazienbäume

Am nächsten Morgen fahren wir mit einem der Ausflugsboote über den Euphrat zu einer versunkenen Stadt, von der nur noch das Minarett der Moschee aus dem Wasser ragt. Sinnie gefällt die Bootsfahrt zunächst allerdings leider gar nicht. Das Schaukeln des Boots, das gelegentlich hineinspritzende Wasser und die ohrenbetäubende Partybootmusik sorgen dafür, dass das kleine Riesenbaby den größten Teil der Hinfahrt auf unserem Schoß verbringt.

Auf der Rückfahrt werden wir von einer Gruppe Frauen angesprochen. Sie möchten wissen, ob wir verheiratet sind (wir bejahen das einfach mal).  Dann fangen sie an auf dem Sonnendeck zu tanzen und fordern uns ebenfalls auf..

Şanlıurfa

Wir reisen zurzeit mit einer für unsere Verhältnisse relativ schnellen Geschwindigkeit und kommen schon kurze Zeit nach diesem spaßigen Erlebnis in der nächsten Stadt an. Hier gefällt es uns schonmal besser als in Gaziantep aber auch hier ist alles ein bisschen zu trubelig für uns, die Temperaturen sind mittlerweile deutlich über 30 Grad gestiegen und am nächsten Tag fahren wir daher schon weiter nach Mardin.

Balıklıgöl
Pistazienkaffee
Restaurants in einer ehemaligen Karawanserei

Mardin

Auch Mardin ist eigentlich eine sehr schöne Stadt, mit Sinnie im Schlepptau nur mal wieder ne echte Herausforderung. Es ist mittlerweile so heiß geworden, dass wir Sinnie auch mit eingeschaltetem Ventilator nicht mehr alleine im Auto lassen wollen. Auf unserer Erkundungstour durch die Stadt begegnen uns dann aber viele Kinder, denen es anscheinend großen Spaß bereitet, Sinje zu verfolgen und sie zu ärgern. Hier halten wir sie dann ausnahmsweise auch mal nicht davon ab zu bellen und schirmen sie so gut wie möglich von den Kindern ab. Auch in Mardin bleiben wir daher nur einige Stunden und fahren dann weiter.

Dachterassen mit Blick auf Syrien
Der neue Teil von Mardin

Mardin liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt und hier sehen wir deutlich mehr Militär auf den Straßen als bisher in der Türkei. Vor und nach jeder größeren Stadt befindet sich ein Posten des Militärs zur Kontrolle des Straßenverkehrs, durch den wir als Touris jedoch meist einfach so durchgewunken werden. Außerdem sehen wir noch viele Wachtürme an der Straße und der Grenze zum Iran. In dieser Region gibt und gab es viele Konflikte zwischen der PKK und dem türkischen Militär (das Auswärtige Amt warnt noch vor Reisen in diese Region). Nach dem Rückzug der PKK aus der Türkei nach Syrien hin, startete das türkische Militär vor einigen Tagen eine Militäroperation gegen PKK Stellungen in Nordsyrien. Bis auf einen kleinen Konvoi bekommen wir davon aber zum Glück nichts mit.

Auch der Irak und Iran sind nun ganz nah und irgendwie ist es schon ein unwirkliches Gefühl gefühlt so weit weg von Zuhause mit Harrie durch die Gegend zu tuckern.

Vansee

Unser letzter Stop in der Türkei ist der See Van. Die Stadt Van ist besonders bekannt für ihr Frühstück. Bis zu 90 verschiedene Schälchen sollen hier zum Frühstück serviert werden. Hier treffen wir Sinan und Aziz, die ebenfalls dort mit einem Zelt campen und uns zum Frühstück einladen. Sie arbeiten hier in der Gegend beim Militär/der Jandarma und verbringen ihr Wochenende oft am See. Sie erzählen uns, dass vor einigen Jahren Bewaffnete aus den Bergen gekommen sind, seitdem aber nichts weiter in dieser Region passiert sei. Am Abend vorher hatten sie am Lagefeuer Schokobananen zubereitet und extra auch für uns zwei Bananen mehr gemacht. Wir haben allerdings schon geschlafen und sie erklären, dass sie uns nicht wecken wollten. Nach dem Frühstück bauen wir unser Kayak auf und Hendrik unternimmt eine kleine Paddeltour mit Sinan. Am Abend werden wir noch von einer sehr netten Familie zum Essen eingeladen, die am See grillt. Ein toller Tag!

Klettertraining

Sinnie hat mittlerweile auch Gefallen an der automatischen Futterbox aka Kayak bekommen und so können wir mit ihr auch mal eine längere Tour zu einer ein paar Kilometer entfernten Insel machen.

Auf den letzten Kilometern in der Türkei kommen wir noch am Berg Ararat vorbei und besuchen eine Salzhöhle, in der noch Salz abgebaut wird.

Der heilige Berg Ararat
Sinnie im Wachmodus
Salzhöhle
Hier wird noch Salz abgebaut - oder doch eher Blumenkohl?

Grenzübergang nach Georgien

Am 02. Juni kommen wir an der Grenze zu Georgien an, dürfen zunächst jedoch noch nicht ausreisen. Bei einem Teechen erklärt und der freundliche Grenzbeamte einige Zeit später dann, dass es wohl ein Problem mit Hendriks Reisepass gab. Das System erkannte den Pass zunächst nicht, bzw. es wurde keine Einreise in die Türkei angezeigt. Dann hat jedoch auch Hendrik seinen Ausreisestempel im Pass und es geht weiter. Ich muss nun aussteigen und zu Fuß durch die Passkontrolle auf georgischer Seite gehen. Bevor wir einreisen dürfen, schauen sich die georgischen Grenzbeamten noch Harrie an und kontrollieren unsere Reiseapotheke. Auch unsere Impfzertifikate müssen wir vorzeigen doch dann haben wir es, nach circa zwei Stunden geschafft und sind in Georgien angekommen!!

Ein bisschen traurig sind wir schon, nicht noch etwas länger in der Türkei bleiben zu können. Die drei Monate gingen viel zu schnell um und es gäbe noch viel mehr zu entdecken in diesem riesigen Land aber nun beginnt erstmal ein neues Abenteuer. Von unserem feuchtfröhlichen herzlichen Empfang in Georgien berichten wir im nächsten Beitrag 🙂

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sarah

    Man bekommt immer so ein Fernweh beim Lesen!!! ❤

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