Gemeingefährliche Prozessionsspinner und verliebte Schildkröten auf dem Likya Yolu

Nach einer Woche Strandurlaub inklusive Blasenentzündung (Julia) und einem Bandscheibenvorfall (Hendrik) haben wir uns von dem Trubel Istanbuls erholt und Harrie Trotter ist wieder on the road. Entlang der Küste fahren wir weiter Richtung Westen.

Unser erster Stop sind die ewig brennenden Feuer von Chimaera. Die Flammen waren wohl schon in der Antike bekannt und sollen den Seefahrern bei der Orientierung geholfen haben. Durch die Verbrennung eines bestimmten Gasgemisches lassen sich hier auch heute noch unendlich viele Marshmallows über den mystischen Flammen grillen.

Ein paar Tage später erreichen wir Fethiye und werden herzlich von Enes und seiner Familie begrüßt. Enes habe ich 2017 in Liverpool kennengelernt und vor fünf Jahren schon einmal in Fethiye besucht. Wir sind bei seiner Familie zum Essen eingeladen und dürfen die berühmte türkische Gastfreundlichkeit erleben.

Mittlerweile steht bei mir auch wieder Fleisch auf dem Speiseplan und so können wir in Fethiye auch mein bisher allerliebstes Lieblingsessen in der Türkei probieren: Iskender Döner! Dieser Kalorientraum besteht aus Fladenbrot, belegt mit hauchdünnen äußerst schmackhaften Dönerfleischscheiben, Tomatensauße, einem Klecks Joghurt und, dem absoluten Highlight, flüssiger heißer Butter, die von dem Kellner am Tisch über unsere Iskender Döner gegossen wird! Delicious!

Nach einer Woche Bauch vollschlagen in Fethiye starten wir auf eine mehrtägige Trekkingtour auf dem berühmten Likya Yolu! Enes bringt uns noch zu einem guten Startpunkt und dann geht’s auf in die Wildnis…

Der Lykia Yolu ist ein circa 5oo km langer Ferwanderweg, der entlang der Küste von Fethiye nach Antalya führt. Da der Wanderweg so beliebt ist, gibt es entlang der Strecke ausreichend Versorgungsmöglichkeiten, sodass wir dieses Mal kein Essen mitschleppen müssen. Unser Zelt haben wir aber dabei und wollen mal schauen wie weit wir kommen. Harrie parken wir für die Zeit bei Enes in Fethiye.

Am Anfang ist Sinje natürlich wie immer noch etwas skeptisch (und eifrig am Bellen) gegenüber unseren neuen Weggefährten, von denen uns am Tag circa 10 Stück über den Weg laufen, aber schon bald findet sie sich mit dieser merkwürdigen Spezies ab. Bei den Schildkröten ist gerade wohl auch Paarungszeit und so entdecken wir drei Exemplare beim Vorspiel.

Nach circa 9 km erreichen wir die Geisterstadt Kayaköy und machen erstmal eine ausgiebige Mittagspause. Es gibt (wie noch so oft in den nächsten Tagen) Gözleme, eine Art gefüllter dünner Pfannkuchen und Pommes.

Kayaköy
Offizieller Start des Likya Yolu

Unsere erste Nacht verbringen wir mit einer wunderschönen Aussicht auf Ölüdeniz.

Ölüdeniz
Dezent am Schwitzen
Butterfly Valley

Die zweite Nacht verläuft dann leider jedoch nicht mehr ganz so friedlich. Wir sind viel zu spät dran für einen Schlafplatz, haben uns zu viel Strecke für den Tag vorgenommen, nichts Richtiges mehr zu essen, schon zwei kleinere Hundefights überstanden und wollen uns einfach nur noch ins Zelt kuscheln. Aber daraus wird in dieser Nacht nichts. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir an einem noch nicht ganz fertigen Campingplatz an. Wir fragen ob wir dort für eine Nacht unser Zelt aufstellen dürfen. Dürfen wir nicht. Also gehen wir noch ein Stück weiter und finden einen mit Holzplatten ausgelegten verlassenen Platz am Meer. Da es nun wirklich schon dunkel ist, entscheiden wir uns hier die Nacht ohne Zelt zu schlafen und am Morgen ganz früh weiterzuziehen. Bevor wir unsere Luftmatratzen aufbauen fegt Hendrik den Boden noch ein bisschen mit seinem Pulli ab. Keine so gute Idee wie sich im Nachhinein hinausstellt…

Vermeintlich idyllischer Schlafplatz am Meer

Unser Schlafplatz befindet sich nämlich direkt unter einem Prozessionsspinnernest. Das haben wir im Dunkeln natürlich nicht mehr gesehen und Hendrik wird mitten in der Nacht von einem unangenehmen Jucken geweckt. Die Härchen der Prozessionsspinner haben sich in seinem Pulli, den er auch als Kissen nutzt, verfangen und sorgen für einen unangenehmen Hautausschlag. Das Jucken nimmt im Laufe des Tages zum Glück ab aber so ganz fit sind wir nach der kurzen Nacht trotzdem nicht und so nehmen wir erstmal eine Abkühlung im Meer und wandern dann langsam weiter. Sinje war wohl nach der Wanderung so k.o., dass sie ausnahmsweise mal nicht den kompletten Boden abgeschnüffelt hat und keine Härchen abbekommen hat, sonst wäre das ganze Abenteuer vielleicht schon etwas schneller vorbei gewesen.

Der Ausschlag hält sich noch weitere zwei Wochen
Prozessionsspinner in ihrer Prozession
Sinnie nutzt jede Pause
Abkühlung im Meer
Aufstieg

Nach einem anstrengenden Aufstieg (vom Strand auf 700 Meter hoch) stärken wir uns am nächsten Morgen erstmal mit einem Türkischen Frühstück, bevor die nächste Tagesetappe startet.

Vorletzter Schlafplatz

Auch wenn wir insgesamt sehr begeistert von dem Lykia Yolu sind und auch generell großen Spaß an einer längeren Trekkingtour ohne die ganze Essensschlepperei haben, Tag 5 auf dem Lykia Yolu ist leider einfach nur ein Horror Tag und so entscheiden wir uns, am nächsten Tag wieder zurück nach Fethiye zu trampen. Vorher müssen wir allerdings noch die Hölle am Patara Beach überleben. Mittlerweile haben wir circa 32 Grad erreicht, die Luft ist voll von Saharastaub und unser Weg führt uns über eine nicht enden wollende Asphaltstraße zwischen unzähligen Gewächshäusern und den Unterkünften ihrer Besitzer hindurch. Hier kommt aus jedem zweiten Hauseingang an dem wir vorbeikommen mindestens ein Aggrowachhund (meistens auch zwei oder drei gleichzeitig) gerast, wild bellend und definitiv im Angriffsmodus. Während wir noch damit beschäftig sind, die Hundis aus dem vorherigen Haushalt, die uns weiter verfolgen, abzuwehren, kommen von vorne schon die nächsten Hunde wild knurrend angeschossen. Unsere Taktik um uns und den Appenzeller heile durch diese Wachhundhölle zu bekommen sieht also folgendermaßen aus: Ich habe Sinje ganz kurz an der Leine und versuche einfach nur (bewaffnet mit einem Wanderstock) mit ihr vorbeizulaufen. Hendrik ist ebenfalls mit einem Wanderstock ausgerüstet und gibt uns von hinten (und wenn notwendig auch von vorne) Deckung. Wenn die Doggos sich nicht von dem Stabgewedel einschüchtern lassen, tut er so als würde er Steine aufheben und sie damit abwerfen. Als auch das irgendwann nichts mehr bringt, sammeln wir beide Steine vom Boden auf und werfen sie in die Richtung der ganz besonders aggressiven Hunde. Der ganze Spaß zieht sich etwa zwei Stunden hin bis wir die Gewächshaussiedlung endlich hinter uns lassen können. Die Wanderapp warnt übrigens alle Wanderer vor diesem Streckenabschnitt und rät dazu, sich mit Stöcken und Steinen zu bewaffnen. Es lag dieses Mal also ausnahmsweise mal nicht an unserem wilden Appi…

Am nächsten Tag versuchen wir also unser Glück und stellen uns mit ausgestrecktem Daumen an den Straßenrand. Nach circa zwanzig Minuten hält dann auch direkt ein Auto und wir können schonmal einen Teil der Strecke mitfahren. Leider fährt der Mann nicht den ganzen Weg nach Fethiye und so müssen wir es noch einmal probieren. Dieses Mal haben wir nicht so schnell Glück. Das erste Auto was dann irgendwann anhält würde uns zwar mitnehmen aber leider nicht unseren Hundi. Das zweite Auto nimmt zwar auch Sinnie mit, allerdings nur hinten auf der Ladefläche…

Irgendwann kommen wir dann aber doch noch in Fethiye an und können uns bei Enes zuhause erstmal etwas von den ganzen Strapazen erholen und eine lange Dusche nehmen. Ein paar Tage später müssen wir uns leider von Enes und seiner Familie verabschieden und wieder zurück nach Antalya fahren, denn wir bekommen wieder Besuch aus Deutschland! 🙂 Aber dazu mehr im nächsten Beitrag.

Abschiedsfoto in Fethiye

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