Bei 37 Grad zur Weinverkostung

Bevor es nach dem Festival weitergeht, wollen wir mit Harrie noch die Berge um Racha erkunden. Weiter als auf circa 2200 m  kommen wir allerdings nicht. Der Weg wird immer steiler und kurviger, Harries Power lässt aufgrund der Höhe zu wünschen übrig und irgendwann müssen der Appenzeller, die Melone, die Schneekette und ich aussteigen, damit es überhaupt noch weitergeht. Wahrscheinlich begann ungefähr hier der Traum von einem pistentauglicheren (und höhentauglicherem) Zuhause…

Wir kriegen bald Besuch aus Deutschland, aber bevor wir dafür wieder nach Tbilisi fahren, wollen wir noch ein wenig den Süden Georgiens erkunden. Wir müssen nicht weit fahren bis wir in einer komplett anderen Landschaft angekommen ist. Obwohl Georgien relativ klein ist (so groß wie Bayern ungefähr), ist die Landschaft und Natur unglaublich vielseitig und in den drei Monaten, die wir dort verbracht haben, ist es nie langweilig geworden.

Gaumarjoba!

Die Höhlenstadt Wardsia

Wir erkunden die Hölenstadt Wardsia, die uns ein wenig an die Höhen von Kappadokien in der Türkei erinnert… Wardzia wurde bereits im 12. Jahrhundert, ursprünglich als Grenzfestung gegen die Türken und Perser, erbaut und bot damals Platz für 50.000 Menschen.

Parawani See

Danach fahren wir weiter zum Parawani See, der sich auf einer Hochebene auf circa 2000 m befindet. Hier wollten wir eigentlich wandern gehen, entscheiden uns dann aber wegen des schlechten Wetters und der zahlreichen Hirtencamps inklusive aggro Hirtendoggos dazu, weiterzufahren. 

Die Weinregion Kachetien

Zusammen mit meiner Schwester fahren wir dann von Tbilisi aus in die Weinregion Kachetien, wo wir ein paar Tage in dem kleinen Städtchen Telavi verbringen. 

Blick auf das Alazani Valley

Bei entspannten 37 Grad fahren wir zu einer Weinverkostung. Wir probieren zwei Rot- und zwei Weißweine. Jeweils einer davon ist in der traditionellen georgischen Art hergestellt. Dabei bleibt der Wein unterhalb der Erde in Tongefäßen, sogenannten Quevri, bis er ausgereift ist.

Bei der Weinverkostung wird uns auch erzählt, dass so gut wie jede Familie in Georgien selbst Wein herstellt. Besonders interessant, wenn in Georgien ein neues Haus gebaut werden soll, wird als erstes der Ort gebaut, an dem der der Wein später in den Tongefäßen unter der Erde lagert.

Quevri
Zur Herstellung von ChaCha

Um uns ein noch ein wenig von den Wirkungen der Weinverkostung zu erholen, nehmen wir anschließend noch an einem kurzen Workshop zur Herstellung von Puri und Georgischem Snickers teil. Dabei scheitern wir allerdings kläglich daran, den fertigen Brotteig so kunstvoll an die Innenwand des heißen Ofens zu klatschen, wie es die Georgier können.

Puri im Ofen
Trocknendes Georgisches Snickers

Lagodekhi Nationalpark

Früh morgens fahren wir am nächsten Tag weiter zum Lagodekhi Nationalpark. Hier wollen wir noch am gleichen Tag auf eine dreitägige Wanderung zum Black Rock Lake aufbrechen. Doch zuvor müssen wir uns beim Visitor Centre melden und dort einen Registrierungsbogen ausfüllen. Denn durch den Black Rock Lake verläuft die Grenze zwischen Georgien und Russland, sodass wir auf der Wanderung auch einen Militär-Checkpoint passieren werden müssen. Im Visitor Centre werden wir von einem überaus freundlichen Ranger empfangen, der uns in aller Ausführlichkeit über die geplante Wanderung und mögliche Gefahren, wie die hohe Sonneneinstrahlung aufklärt. Leider hören wir seinem Redeschwall nicht ganz so aufmerksam zu, denn wir wollen eigentlich nur los, da es zum Meteo Shelter noch ein ganzes Stück zu laufen ist und bald schon elf Uhr ist. Irgendwann kommen wir dann aber doch noch los und verbringen den restlichen Tag damit, uns und unsere schweren Rucksäcke, die 11km und 1500 Höhenmeter durch einen dichten Wald zu schleppen. 

Dabei haben wir aber immerhin Gesellschaft, denn ein kleiner Hundi hat sich uns seit dem Visitor Centre angeschlossen und wird uns die gesamte Wanderung begleiten. Die Kleine kennt den Weg ganz genau, zeigt uns immer mal wieder eine Abkürzung und spielt ab und zu mit Sinnie, denn den beiden Hundis macht die Strecke im Gegensatz zu uns natürlich mal wieder nichts aus…

Erste Übernachtung am Meteo Shelter

Am nächsten Tag bekommen wir als wir unsere Wasserflaschen auffüllen schon mal einen Vorgeschmack, auf das was noch kommen wird. Wir verbringen 1 1/2 Stunden an der eingezeichneten Wasserquelle, um circa 6 Liter aufzufüllen. Denn es ist schon relativ spät in der Saison, die Wasserquellen sind alle gefühlt kurz davor zu versiegen und anstatt einer sprudelnden Bergquelle, dauert es ewig bis unsere Flaschen von den paar Tropfen, die noch herauskommen, gefüllt sind. Irgendwann ist es dann aber so weit und wir können uns an den Aufstieg zum Black Rock Lake machen. Wir kommen an der Border Control vorbei, zeigen unsere Pässe, müssen uns in ein Buch eintragen und bekommen ein Permit um weiterzulaufen. Am späten Nachmittag kommen wir dann beim spektakulären Black Rock Lake an. Die Nacht verbringen wir an einem weiteren Shelter. Hier ist die eingezeichnete Wasserquelle dann auch tatsächlich komplett versiegt und nachdem wir gekocht, abgespült und eine kleine Katzenwäsche gemacht haben, bleiben uns für den Abstieg am nächsten Tag noch circa 1 Liter pro Person übrig. 

Da keiner von uns Lust hat, zu der circa 2 km entfernten Wasserquelle und wieder zurück zu laufen, entscheiden wir uns es zu probieren und machen uns an den Abstieg. Bis zum Visitor Centre sind es jetzt noch 14 km und 2100 Höhenmeter hinunterzulaufen. Es wird immer heißer, der Abstieg fällt besonders Sarah und mir auch nicht gerade leicht und so sind unsere Wasservorräte relativ schnell verbraucht. Irgendwie kämpfen wir uns trotz allem den Berg hinunter und erreichen dann nach einigen Stunden endlich im Tal den Fluss, wo wir unsere Flaschen wieder auffüllen können, um die letzten zwei Kilometer zum Visitor Centre zu laufen. 

Am nächsten Tag machen wir noch einen kleinen Ausflug zu einer Ruine an der Grenze von Azerbaijan und Georgien. Diesmal laufen wir allerdings nicht selbst… Der nette Ranger hat uns einen Reitausflug organisiert und nachdem wir noch mit ansehen durften, wie kleine Pferdebabys entstehen, geht es auch schon los. Zusammen mit Giorgi und zwei Pferden geht der wilde Ritt los. Wir haben uns entschieden Sinnie mitzunehmen, da wir nicht genau wissen, wie lange wir unterwegs sein werden, aber einem wilden Appi gefällt es leider überhaupt nicht, wenn das Rudel plötzlich auf so gruseligen Risenmonstern davnreitet. Hendrik und ich wechseln uns also damit ab, den Appi halbwegs im Zaun zu halten und durch den wunderschönen Wald zu reiten. Für Hendrik und Sarah geht es dann auch noch im wilden Galopp auf die Rennstrecke…

Tbilisi

Bevor Sarah und ich für den 60. Geburtstag von Papa nach Edinburgh fliegen, verbringen wir noch ein paar schöne Tage gemeinsam in Georgiens großartiger Hauptsadt und treffen hier auch Oli und Dilara wieder.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. asiabike.de

    Schöner Artikel, man möchte gleich wieder hinfahren!
    LG, Bernhard

  2. Sarah

    So eine schöne Zeit ❤ Danke! 💕

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