Ohne Blinker durch Budapest

Es geht los! Am 28. Dezember 2021 verlassen wir gegen halb 12 tatsächlich Herdecke und steuern das Trottermobil Richtung Osten. Die ersten Kilometer auf der Autobahn fühlen sich mehr als unwirklich an, als würden wir uns kurz auf den Weg zum Einkaufen machen. Dass die große Reise, deren Idee seit zweieinhalb Jahren in unseren Köpfen schwirrt und deren Planung ein einziges Auf und Ab war nun beginnt, können wir nicht realisieren. 

Das obligatorische gestellte Abreisefoto

Aber es ist endlich soweit und Harrie trottet gemächlich (und vorerst ohne Panne) Richtung Dresden. Wir erreichen unseren Stellplatz nahe der Sächsischen Schweiz gegen Abend und machen es uns für die erste Nacht gemütlich.

Wanderung in der Sächsischen Schweiz und Geburtstagsdinner in Dresden

Am nächsten Tag findet Sinje auf der Wanderung ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für ihren liebsten Papi. Nachdem wir circa 10 Minuten gelaufen sind, erschnuppert die Kleine einen verlockenden Geruch abseits des Weges und galoppiert den Hügel, verfolgt von Hendrik der schon Böses ahnt, hinunter. Bei diesem ganz besonderen „Geschenk“ handelt es sich um einen Gefrierbeutel voll mit menschlichen Ausscheidungen, die Hendrik bei dem Versuch sie aus Sinjes Maul zu befreien, über die gesamten Jackenärmel und Handschuhe triefen. Bester Start in das neue Lebensjahr! Den Rest der Wanderung verbringen wir eingehüllt in einen lieblichen Rosenduft, der sich auch in Harrie und Sinjes Fell noch hartnäckig ein paar Tage hält.

Jahreswechsel in Tschechien

Zum Ende des Jahres überqueren wir die erste Grenze und fahren nach Tschechien um dort Silvester mit Ilvy, Oliver und Ilvys Familie zu feiern. Dort machen wir eine kleine Wanderung, spielen Karten und lassen uns das tschechiche Bier und die leckeren Häppchen am Kamin schmecken. 2022 begrüßen wir mit einer Feuerzangenbowle und Songs auf der Gitarre. Vielen Dank ihr Lieben für den tollen Abend!!

Ohne Blinker durch Budapest

Dann geht es weiter durch Tschechien Richtung Slowakei. In Tschechien kaufen wir uns noch eine Vignette, in der Slowakei und Ungarn fahren wir Sparfüchse nur die kleinen mautfreien Straßen inklusive Kreisverkehre und sparen durch das ständige Abbremsen und Gasgeben dann wahrscheinlich doch wieder nichts.

Kurz vor Budapest merken wir, dass Harries linker Blinker nicht mehr funktioniert und leider lässt sich dies auf die Schnelle auch nicht so einfach beheben. Also geht es ohne Blinker nach Budapest und zum Glück funktioniert das mit Arm raushalten, Warnblinktlichtanlage und einer generell niedrigen Fahrgeschwindigkeit auch ganz gut. 

Wir kommen gegen Abend in Budapest an und stürzen uns mit Sinje direkt in das wilde Big City Night Life. 

Aber schon bald haben wir genug von der Hektik der Hauptstadt, daran kann auch das leckere Langos nichts ändern und so geht es nach ein bisschen Me Time im Széchenyi-Heilbad wieder auf die Bahn.

Polizeibegegnung in Serbien

Nach Budapest kommt schon bald die nächste Grenze auf uns zu und diesmal werden zum ersten Mal unsere Pässe kontrolliert. Eigentlich nicht verwunderlich, da wir nun ja die EU erstmal verlassen. Was man wüsste, wenn man ein bisschen mehr Allgemeinbildung besäße… Tun wir natürlich nicht, sodass wir auch unsere mobilen Daten nicht ausschalten und nach circa 5 Minuten (12 ct pro 10 kb) habe ich mit meiner Stellplatzsuche in der App Park4Night 60 Euro verballert. Nice.

Die Nacht verbringen wir neben einem Friedhof, direkt an der Autobahn. In Serbien fahren wir die mautpflichtige Strecke und können so auch von dem Free WiFi an den Tankstellen profitieren. In dieser Situation stellen wir mal wieder fest, wie abhängig wir von unseren Smartphones sind und der Gewohnheit, jederzeit und überall alles googeln zu können…

Auch am nächsten Tag haben wir nicht viel mehr Glück in Serbien. Wir tuckern gerade gemütlich über die Stadtautobahn durch Belgrad, als uns plötzlich ein Polizeiauto überholt und uns rauswinkt. Wir folgen dem Polizisten zu einer Tankstelle und der Adrenalinspiegel steigt. 

Dort angekommen teilt uns der Polizist mit, dass in Serbien auch am Tag mit Licht zu fahren ist. Wir hatten zwar das Licht an, allerdingst nicht auf der stärksten Stufe. Dadurch hätten wir uns nun eine Geldstrafe von genau 50 Euro verdient. Kartenzahlung sei nicht möglich, aber Hendrik erklärte, dass wir nur 20€ 😉 Bargeld haben und auch keine serbischen Dinar.

Wie wir aus dieser Situation wieder rausgekommen sind, keine Ahnung! Nach einigem Hin und Her (Die 20 Euro cash hier und jetzt oder zur Polizeistation fahren, was der Polizist aber auch eher als Druckmittel nutze) durften wir netterweise ohne zu Zahlen weiterfahren.

Auf dem weiteren Weg durch Serbien kommen uns dann noch öfter Autos ohne oder mit sehr schwachem Licht  entgegen. Ob die allerdings auch angehalten werden, naja.

Überraschendes Nordmazedonien und Grenzübergang nach Griechenland

Das nächste Land auf unserer Route ist Nordmazedonien und da wir noch nicht viel über das Land gehört haben, sind wir überrascht, wie schön es hier ist! Die Straße führt uns durch eine grandiose Berglandschaft, der Diesel kostet nur noch einen Euro pro Liter und wir wollen aufjedenfall nochmal wiederkommen und das Land erkunden. 

Jetzt zieht es uns aber erstmal weiter in den Süden und wir fahren die letzten Kilometer bis zur griechischen Grenze. Als wir dort ankommen, ist es bereits dunkel und wir werden erstmal nicht ins Land gelassen. Wir brauchen tatsächlich einen negativen Schnelltest und so müssen wir nochmal zurück nach Nordmazedonien. Dort gibt es kurz vor der Grenze eine Teststation, an der wir uns für insgesamt 30 Euro testen können und dann sind wir nach 8 Tagen, circa 2400 Kilometern und fünf Ländern im Transit tatsächlich in Griechenland angekommen!

Obwohl es schon recht spät ist, fahren wir noch bis Thessaloniki und suchen uns etwas außerhalb der Stadt einen Stellplatz neben einer Lagune. Zu müde zum Kochen gibt es nur noch ein paar Salzstangen und einen Apfel und dann wird geschlummert.

Erster Morgen in Griechenland
In der Lagune leben Flamingos
Und Wasserbüffel gibt es hier auch zu entdecken

Erstes Offroad Abenteuer

Nach den Flamingos in der Kalachori Lagune in Thessaloniki wollen wir zu einem Strandabschnitt in der Nähe von Katerini fahren. Hier kann man direkt am Strand stehen. Den Kommentaren in der park4night App nach, soll die Anfahrt nicht sehr leicht sein. Mit Vorfreude auf etwas Abenteuer und vollem Wassertank und Obst und Gemüse aus einem griechischen Minimarkt fahren wir also einige km zum Abzweig zum Strand.

Auf der Schotterstraße angekommen lotst uns Google Maps links auf ein Feldweg mitten durch eine Schafsherde. Den Schäfer interessiert das nicht, er schaut nur auf sein Handy. Die Schotterstraße daneben, die direkt daneben parallel zu uns zum Stand führt, bemerken wir erstmal nicht.

Fataler Fehler

Hier und da ist der Weg doch etwas schlammig, aber mit etwas Schwung kein Problem. Voller Enthusiasmus bei Sonnenschein dem Strand entgegen, bleiben wir plötzlich stecken! Vor uns tiefe Fahrspuren und auch wir hinterlassen im Lehmboden tiefe Spurrillen. Hier geht erstmal nichts mehr. Das Profil der Reifen ist komplett zu und der Boden so klebrig, dass selbst die Schuhe am Boden haften bleiben.

Nach einem kläglichen Versuch mit den Sandblechen auf festeren Untergrund zu kommen, müssen wir uns der Dunkelheit hingeben und auf dem Feld übernachten.

Voller Elan beginnen wir am nächsten Morgen direkt bei Sonnenaufgang damit Harrie mit einem Wagenheber aufzubocken, die Sandbleche unter die Räder zu schieben und mit diesem zeitaufwendigen Kraftakt ganze zwei Meter weiter zu kommen. 

Hendrik hatte einen Tag vor Abfahrt noch ein Brett zugeschnitten, als Unterlage für Wagenheber für mehr Auflagefläche auf weichem Untergrund. Ohne das Brett wären wir nun komplett aufgeschmissen! Das Buddeln im Lehm war extrem kräfteraubend und die komplett zugelehmten Sandbleche wogen pro Stück anstatt 4kg eher 30kg!

Während wir dabei waren nach vier Stunden und ein paar Sandblechmetern Schneeketten für mehr Traktion anzulegen (hatten wir natürlich vorher alles schon geübt, sodass wenigstens das nun reibungslos funktionierte – nicht, aber hey wozu gibt’s YouTube), hielt ein Auto auf der parallelen Schotterstraße. 

Nach kurzem Check der beiden Griechen (sprachen beide Deutsch und wohnten oder wohnen im Schwabenland) ob der Bach durchfahrbar ist, fuhren sie aufs Feld und blieben direkt mit ihrem 4×4 Pick Up stecken.  

Alle unsere Mühen der Bergung waren vergebens, und erst als ein Bekannter der beiden mit seinem Wagen vorbeikam, konnte der Pick Up rausgezogen werden.

Einen anderen Weg zum gestrandeten Harrie gesucht, war die Bergung durch die beiden Männer auf halbwegs festen Untergrund relativ problemlos. Rückwarts aus dem Risikobereich fahrend waren wir endlich frei und konnten ohne Probleme zum Strand auf der parallelen Schotterstraße fahren. 

Wir schlugen unser Lager auf und Hendrik traute sich noch kurz ins Meer. Nach Entlehmung von Sandblechen, Wagenheber und co ließen wir den stressigen Tag am Lagerfeuer ausklingen.

Unsere Retter kamen dann später noch hupend mit einer Ladung Brennholz für den Winter an uns vorbeigefahren. Als Dank sollen wir nur eine Kerze in einer der vielen kleinen Kirchen am Straßenrand für sie anzünden. Vielen Dank für die Hilfe!

Der Blinker funktioniert mittlerweile wieder und wir machen uns auf den Weg zur Peleponnes Halbinsel. Bis dahin! 🙂

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Lukas

    Richtig guter Eintrag!! Bin gespannt wies weitergeht..
    Undankbar mit den 60 Euro internet kosten, geile Eiszapfen in Dresden und generell richtig geile Bilder. Trotter ahoi

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