Kacke wegschaufeln in Mittelerde

Am Freitag, den 21. Januar kommen wir in Messini, einer kleinen Stadt neben Kalamata am Übergang zwischen erstem und zweitem Finger der Peloponnes an. Hier gibt es ein Dog Shelter in dem wir die nächsten zwei Wochen aushelfen wollen. Gefunden haben wir es über die Plattform Workaway, bei der man weltweit Orte finden kann, an denen man meist gegen Kost und Logis aushelfen kann.

Die Nacht verbringen wir am Bouka Beach, dem Strand von Messini.

Am nächsten Tag fahren wir vom Strand circa 15 Minuten zum Shelter. Wir sind etwas aufgeregt und wissen nicht wirklich auf was wir uns da überhaupt eingelassen haben. 

Als wir angekommen werden wir von dem Gebell von circa 800 Hundis begrüßt. Menschen sehen wir zunächst keine. Irgendwann treffen wir dann auf Katerina, die Leiterin des Shelters. Sie führt uns ein wenig herum und erklärt uns, dass unsere Aufgaben wohl hauptsächlich aus Füttern und Saubermachen der Gehege bestehen würden. 

Da es jedoch schon Mittag ist und die Hundis schon gefüttert wurden, werden wir gefragt ob wir drei Welpen baden können, da diese heute Nacht mit dem Flugzeug nach Deutschland reisen werden um dort ihr neues Zuhause zu finden. 

Wir waschen die Hundis in der Dusche und uns gleich unfreiwillig mit. Danach machen wir noch einige Fotos von Hundis, die vermittelt werden sollen.

Am nächsten Morgen sind wir schon um 8 Uhr am Shelter. Der Tag startet mit der Fütterung der Hundis. Dafür bekommen wir jeder eine Schubkarre und laden diese mit 30 kg Trockenfutter voll. Damit betreten wir das erste Gehege und werden natürlich direkt von den ersten hungrigen und aufgeregten Hundis begrüßt. Mit einem Eimer verteilen wir das Futter in die Näpfe. Die ganz besonders hungrigen Hundis fressen einfach direkt aus der Schubkarre. Später erzählt uns Katerina, dass sie hier pro Tag circa 400 kg Trockenfutter verfüttern…

Nachdem wir alle Hundis in unserem Bereich gefüttert haben brauchen wir erstmal eine Pause. 

Danach geht es weiter. Bewaffnet mit Schubkarre, Schaufel und Rechen müssen nun die Hinterlassenschaften der Hundis eingesammelt werden und das Wasser aufgefüllt werden. Wir kommen nur langsam voran, denn die Hundis wollen uns erstmal kennenlernen und natürlich ausgiebig gekuschelt werden. 

Als wir nachmittags müde und erschöpft wieder mit Harrie zum Strand zurückfahren wollen, müssen wir allerdings feststellen, dass Sinje in unserer Abwesenheit einige Verschönerungen in Harrie vorgenommen hat. Die Vorhänge sind teilweise heruntergerissen und ein großer Teil der Schaumstoffmatratze wurde in unserer Abwesenheit von dem wütenden Appenzeller in seine Einzelheiten zerlegt.

Die nächsten drei Wochen verbringen wir in Messini. Wir gewöhnen uns mit jedem Tag mehr an die Arbeit und die chaotischen Umstände dort und auch die Hundis gewöhnen sich immer mehr an uns.  Nur die Bewohner von Mittelerde, einem Bereich in der Mitte, haben noch immer ihre Probleme mit uns und schaffen es ab und zu uns noch zu verbellen. Nur beim Füttern sind sie dort alle lieb.

Sinje bleibt während wir in den Gehegen arbeiten in Harrie und wenn wir Pause machen spielt sie mit den Hunden aus dem Shelter. Außer einem waghalsigen Ausbruchsmanöver der Biene durch das Küchenfenster klappt das für einen Hundi, der bisher nie wirklich alleine sein musste, erstaunlich gut.

Während wir dort aushelfen, geht in dem Shelter das Trockenfutter aus. Daher gibt für die Hundis irgendwann nur noch eine Mischung aus gekochten Nudeln, Reis, Fleischstückchen, Schweinefüßen und an einem Tag sogar handgroße Fischreste. Diese Papmpe muss nun von uns verfüttert werden und im Gegensatz zum Füttern mit Trockenfutter macht das eher weniger Spaß. Wir haben das Gefühl, dass durch dieses Futter auch die Kämpfe unter den Hunden zunehmen und wir öfter als vorher dazwischen gehen müssen. Die Hunde dort sind jedoch bemerkenswert widerstandsfähig. Ein Hundi, der an dem Tag als es die Fischreste gab von den anderen Hunden so schlimm angegriffen wurde, dass man an seiner Wunde am Bein schon den Knochen sehen konnte, lief am nächsten Tag schon wieder durch die Gegend als wäre nichts gewesen…

Schutzkleidung

Außer uns und einigen weiteren Campern leben am Bouka Beach auch noch einige Katzen. Eine davon, Tante Erwin, ist offensichtlich auf der Suche nach einem neuen Zuhause und probiert ständig sich in eines der Autos zu schleichen um dort die Nacht zu verbringen oder Futter abzustauben. Als sie das auch bei uns probiert, ist Sinje allerdings nur so medium begeistert.

Tante Erwin

Die Zeit in Messini vergeht ziemlich schnell. Hendrik muss noch eine leichte Lebensmittelvergiftung überstehen, wir werden zunehmend frustierter von der Arbeit im Shelter und  frittieren drei Abende in Folge mit den anderen Reisenden Falafel, Würstchen, Pita, Kartoffeln und Halloumi über einem Feuer am Strand und schnell sind die zwei Wochen, die wir in Messini bleiben wollten vorbei. 

Doch bevor wir weiterreisen müssen wir Harrie vorrübergehend noch in eine Krankenstation verwandeln…

Außer den Katzen leben am Strand auch noch Mona Lisa und Gustav, zwei Straßenhunde, die sich vor unserer Ankunft offenbar mal sehr gern gehabt haben. Zumindest erfahren wir von den anderen Campern, dass Mona Lisa wahrscheinlich trächtig ist. Nach Absprache mit dem Shelter bekommen die beiden einen Termin beim Tierarzt. Gemeinsam mit den anderen Freiwilligen bringen wir zuerst Mona Lisa zum Tierarzt. Dort stellt sich heraus, dass sie tatsächlich trächtig war. Der Tierarzt entfernt die elf Welpen und kastriert die Mutter. Danach nehmen wir Mona Lisa wieder mit uns zum Strand. Wir können sie nicht ins Shelter bringen, da dort absolut kein Platz mehr ist und so errichten wir am Strand mit unserem Vorzelt eine Krankenstation für die Hündin.

Der Tierarzt sagte uns, dass die ersten 24 Stunden nach der Operation die kritischsten seien und daher teilen wir uns die Nachtwache mit den anderen Campern auf. Mona Lisa übersteht die Nacht zum Glück und auch Gustav, der einen Tag später kastriert wird, geht es schon bald besser. 

Harrie wird zur Krankenstation
Tante Erwin ist natürlich auch wieder dabei und genießt die Wärme
Mona Lisa nach der OP

Die ganze Aktion und die Arbeit im Shelter haben uns emotional schon etwas mitgenommen und so sind wir trotz Abschiedsschmerz auch ein bisschen froh, als wir den Bouka Beach nach drei Wochen wieder verlassen können. Die schiere Flut an Hundis im Shelter ist einfach nur überwältigend und wir haben den größten Respekt für die Arbeit, die die Menschen dort leisten. Fast jeden Tag kommen mehrere neue Hundis mit Krankheiten, Verletzungen, Untergewicht und viel zu oft auch neue Welpen am Shelter an. Würden sie dort nicht aufgenommen, würden sie vermutlich sterben. In Griechenland herrscht definitiv eine andere Mentalität Hunden gegenüber als uns. Oftmals wird auf die Straßenhunde dort geschossen, Giftköder ausgelegt oder sie werden misshandelt. Nach einiger Zeit hat uns die Arbeit dort leider zunehmend frustriert, da wir das Gefühl hatten keine nachhaltige Verbesserung bewirken zu können. Unsere Aufgaben waren jeden Tag die gleichen und so konnten wir zwar etwas helfen, aber letztendendlich auch nichts ändern, was dann irgendwann zu einem Gefühl der Frustration führte. Zu wissen, dass nun wenigsten in Zukunft keine kleinen Mona Lisas und Gustavs hungernd und frierend am Bouka Beach gefunden werden können hat dabei ein bisschen geholfen….

Lieblingshundi
Abschiedskuscheln

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